Alltäglich Belangloses

Mathematik-Lehrer, verzweifelt, gesucht

2 x 2 = 4 und 3 : 3 ist unentschieden

„Da steh’ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor! “ An dieser Stelle müsste ich mich eigentlich gleich entschuldigen, da es Torin heißen müsste oder vielleicht Törin. Aber Johann Wolfgang von Goethe musste ja noch nicht gendern.

17 x 17 x 7 = 2023 – Unsere jetzige Jahreszahl ist das Produkt aus 3 Primzahlen. Hä? Was das? Was sind Primzahlen? Fragen Sie doch mal die Kinder in ihrer Umgebung. „Primzahlen?“

„Hat das was mit Google zu tun? Oder mit Facebook oder mit Youtube?“ „Primzahlen, mir doch egal!“

Sollten Sie eine dieser Antworten erhalten, können Sie sich noch glücklich schätzen. Trösten Sie sich, denn wie sagt der krustige Star des KIKA Fernsehens, „Bernd das Brot“ aus Erfurt: „Nächstes Jahr wird wie immer, nur schlimmer.“

Dem könnte man zustimmen, muss man aber nicht. Wer sitzt auch in Erfurt? Unsere Landesregierung. Wofür ist unsere Landesregierung u.a. zuständig? Kultur und Bildungspolitik und das ….Schulwesen. Bildung ist in Deutschland Sache der Bundesländer. Wie viele Jahre werden wir schon von unterschiedlichen Koalitionen hier im schönen Thüringen regiert?

Ach und da war doch nochhhhh was. Pisa-Schock 2001! Die Leistungen der Schüler in allen wesentlichen Fächern, auch in Mathematik, sanken auf ein beängstigendes Maß. 2001 gehörte Deutschland noch zu den wenigen Staaten, die sich kontinuierlich verbessert haben. Jedoch seit 2012 stagnieren die Ergebnisse. Jetzt haben wir 2023. Im Jahr 2022 wurde die letzten Testungen durch geführt. Die Resultate werden im Dezember 2023 auf einer Pressekonferenz veröffentlicht. (Quelle: bmbf, PISA Schulleistungstudie)

Ich bin schon gespannt, was besorgten Eltern noch als Weihnachtsgeschenk dieses Jahr beschert wird. Wie sagte Bernd das Brot: „Nächstes Jahr wird wie immer, nur schlimmer.“

Da geht einem doch der Hut hoch”, würde der Freund der Reformatoren Luther, Melanchthon, Calvin –> Hans Hut jetzt sagen. In Bibra, wo einst Hans Hut lehrte, gehen nun die Kinder aus der Gemeinde Grabfeld zur Schule. Nach Adam Ries müsste jetzt der Groschen fallen: „Grundlagen der Mathematik im Mittelalter“, aber das ist lange her. Bis dahin die Einführung. Kommen wir jetzt mal auf den Punkt:

Und wieder Pech gehabt.

Das gute Mathematik-Kenntnisse ein wichtiger Grundstein für einen erfolgreichen Berufsweg sind, wissen auch die Schüler der zwei 9ten Klassen der Gemeinschaftsschule Grabfeld in Bibra (Thüringen). Umso enttäuschender war es vor über einer Woche für sie zu hören, dass sie dieses Jahr im Fach Mathematik nicht ausreichend beschult werden können, da für sie (noch) kein Mathematiklehrer zur Verfügung steht. Auf dem „vorläufigen“ Stundenplan stehen meistens nur 5 Stunden pro Tag. Und das in der 9ten Klasse!! Unglaublich, aber wahr. Eben erst vom Lockdown-Wahnsinn erholt, haben sie zum wiederholten Mal Pech gehabt. Das Licht der mathematischen Erkenntnis wird maximal nur noch von Glühwürmchen erhellt, wo es doch in unserer modernen, aufgeklärten Welt, hell strahlen sollte. Die zwei 10ten Klassen der Schule haben mit 2 Stunden Mathe pro Klasse Unterricht in der Woche ein wenig mehr Glück gehabt, wenn auch nicht optimal für eine Abschlussklasse. Hört sich lustig an? Ist es aber nicht. Es ist die Realität meines Sohnes und seiner Parallelklasse, für die es keinen Lehrer im Fach Mathematik und Physik gibt.

Und das ausgerechnet im Jahr vor den Abschlussprüfungen. Für die Hauptschüler der beiden Klassen IST es sogar das Abschlussjahr. Mathematik ist in Deutschland ein Hauptfach. Oder stimmt das auch nicht mehr?

Macht ja nichts, zur Not geht man in die Politik. In unserem Land kann man auch ohne Mathematik-Kenntnisse als redegewandter Quereinsteiger einen Ministerposten bekommen. Beziehungen vorausgesetzt.

Mathe 5? Es warten viele, äußerst lukrative Posten und Pöstchen in Erfurt auf dich! Mit ein wenig Glück und Ausdauer ist vielleicht sogar die Landeshauptstadt von Thüringen ein Sprungbrett in den Bundestag von Berlin. Oder es ist noch ein Sitzplatz in Brüssel frei.

Wissen ist Macht. Nichts wissen macht auch nichts.

Es ist für meinen Sohn zur Zeit nicht möglich, ausreichendes und fundiertes Wissen in Mathematik zu erwerben und zu vertiefen. Um die Welt mit mathematischen Augen zu betrachten. Zumindest nicht in Bibra. Für diesen Missstand mache ich NICHT die Schule verantwortlich, sondern die Politik, vor allem in unserer Landeshauptstadt Erfurt. Doch in anderen Bundesländern sieht es auch nicht besser aus, als hier im „schönen Thüringen“.

Wer rechnet schon damit, dass der Rechenlehrer im Alter von 67 gerade 2023 endgültig in Rente geht? Damit konnte doch nun wirklich niemand rechnen! Herr B. war bereits im Ruhestand, wurde letztes Jahr aber noch für ein paar Stunden rekrutiert. Wir alle sollten in dieser Sache mehr Verständnis für das Schulamt und die vorgesetzten Behörden haben, wenn gar so plötzlich und unerwartet das Rentenalter einsetzt. Sowas auch.

Zur Not geht’s in den Garten, Wurzeln ziehen

Dass es an qualifizierten Lehrkräften mangelt, war schon längst bekannt. Die Politiker haben das Problem „Lehrermangel„ auf die lange Bank geschoben und sich stattdessen lieber mit modernen Ideen wie Genderquark oder einem 13. Schuljahr beschäftigt. Männlich/Weiblich/Divers. Vorrang hatte auch die Bekämpfung von tausend unschuldigen Wörtern wie Indianer, Zigeunerschnitzel, Schwarzfahrer oder Mohrenkopf u.s.w., u.s.f. Man folgte eher den Geboten der „Political Correctness“. Hauptsache niemanden diskriminieren. Ach ja, eine Rechtschreibreform war auch mal. Und in der Grundschule wird fleißig herumexperimentiert, wie „Schreiben nach Gehör“.

Stand der Dinge, Zitat Bernd das Brot: „Nächstes Jahr wird wie immer, nur schlimmer.“ Aber das wurde schon gesagt.

Weil zu wenige Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet werden, kann man den Bedarf der Schulen nicht decken, zumindest nicht in den ländlichen Regionen.

Chancengleichheit zwischen Land und Stadt! Das ist immer noch eine Verfassungsaufgabe. Die hohe Zuwanderung von Geflüchteten stellt ebenfalls ein Problem dar, das eher größer als kleiner werden wird.

Apropos Chancengleichheit: An anderen Schulen existiert ein Mathematiklehrer und die Neuntklässler lernen dort im Moment fleißig für die Prüfungen. Mein Sohn und seine Klassenkameraden ziehen gezwungener Maßen Wurzeln auf dem Feld. Scherz beiseite. Chancengleichheit nur eine Illusion?

Überall in unserem schönen Land werden nun motivierte und ambitionierte Kandidaten für diverse Fächer der Stundentafel gesucht. (m,w,d,x) Geworben wird mit Zugang zum öffentlichen Dienst, stabilen Arbeitsbedingungen und sehr guten Verdienstmöglichkeiten. Ob unsere Gemeinschaftsschule über ein attraktives Vergütungsmodell verfügt, weiß ich natürlich nicht, aber Wertschätzung und Dankbarkeit angesichts dringend benötigter Lehrkräfte sind dem neuen Mathelehrer sicher. Eine Brennpunktschule, wo der Lehrer vollkommen fix und fertig rauskommt, ist es auch nicht. Bibra hat eine schöne digitale Pilotschule. Und bei so vielen hübschen Ausflugszielen und Sehenswürdigkeiten in der 537 Einwohner Gemeinde Bibra wird es der neuen Lehrkraft bestimmt nicht langweilig.

Äpfel, Birnen, Pflaumen? – Was zählt?

Die Metropolen sterben. Die Provinz lebt. Das Überleben auf dem Land ist trotzdem kein Zuckerschlecken. Doch es bietet viele Outdoor-Aktivitäten. So gibt es im Grabfeld derzeit viele äußerst liebevoll gestaltete Baustellen, die es jeden Tag aufs Neue zu zählen und zu umfahren gilt. Eine echte Herausforderung, der man erst mal gewachsen sein muss. Oder man legt sich einfach in den Wald. (Solange er noch da ist). Das schafft auch Abwechslung. An die landwirtschaftlichen Geräusche und Gerüche gewöhnt man sich mit der Zeit.

Also nur Mut:

DRINGEND Lehrkraft für Mathematik und Physik, 9. und 10. Klasse gesucht!!!
Haben Sie Freude an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und sind eine kommunikationsstarke, begeisterungsfähige Persönlichkeit? Es erwartet Sie eine angenehme Arbeitsatmosphäre, ein kooperatives Kollegium und ein positives Schulklima. Bewerbungen mit den üblichen Unterlagen an die TGS Grabfeld in Bibra.“

Systemversagen, Deutsche-Lande im Endstadium

Das ganze Dilemma passt mal wieder zur Gesamtsituation im Land. Was funktioniert eigentlich überhaupt noch? Vielleicht den Kindern das perfekte Gendern beibringen? Hauptsache Schulpflicht, trotz Lehrermangel! Das gibt ne 6 noise.

Solange Milliarden für Waffen und sinnlose Kriege ausgeben werden, muss eben in Schulen gespart werden. Alle müssen Opfer bringen. Die Kinder der neunten Klasse an der TGS Grabfeld eben auch beim Wissen über Diagramme, Graphen, Formeln oder Variablen und Termen. Kein Leerer da! Vielleicht sollten Sie alle geschlossen mit dem Sonderzug nach Erfurt fahren und Ihr Anliegen mit Leim bewaffnet direkt beim „Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (TMBJS)“ vorbringen? Aber Vorsicht: Solche Jugendsünden werden später, wenn Sie vielleicht gerade dabei sind, Ministerpräsident von Thüringen zu werden, von den Medien aufgegriffen.

Fakt ist: Lehrermangel ist Realität. Meinem Sohn fliegt das nun gezwungener Hans-Georg-Maaßen um die Ohren. Und wenn die Antwort darauf “weiter so” lautet, multipliziert sich das Problem.

17 x 17 x 7 = 2023

Was ist Bildung? Ansichtssache!!

Tja – Deutschland hat fertig.….Und ich auch!

Hinweis: Rechtschreibfehler gefunden? Na dann kauf dich ma’n Wörterbuch, dat hat mich auch gehilft.

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