Corona Impressionen

Unsere Kinder–Verlierer der Krise

Tag X im Lockdown in der Corona Pandemie,

Zwischen Videokonferenzen und Kontaktverbot

So langsam werden die Haare immer länger, aufgrund des fehlenden Friseurs, die Wimpern kürzer, da die Kosmetikstudios schon seit Wochen zu haben und die Kinder dümmer.

Ich frage mich ehrlich, wie sollen unsere Kinder jemals eine Abschlussprüfung schaffen, wenn sie nicht wirklich etwas lernen? Dieses „eingeschränkte lernen“ geht nunmehr seit März 2020, als es zum ersten Lockdwown kam und die Schulen geschlossen wurden. Die Schulen im Land sind auch 2021 dicht und das Kinderzimmer fungiert als Klassenzimmer. Damit gar nicht erst die Frage aufkam: „Warum muss ich mich im Kinderzimmer an den Schreibtisch setzen, wenn doch um mich herum alle meine Spielsachen sind?“, habe ich vorsorglich das Klassenzimmer ins heimische Wohnzimmer verlegt.

Schüler*innen in ganz Deutschland müssen mit den aktuellen Corona-Regeln und dem Distanzunterricht klarkommen. Diese Form des Unterrichtes funktioniert mal schlechter und mal besser. Das beschäftigt mich sehr. Die Schulen transformieren sich im Zeitraffer in die digitale Welt. Ich mache mir als Mutter Sorgen, wenn meinen Sohn seinen Abschluss in der 10ten Klasse nicht schafft, denn dann kann er sich nicht am beruflichen Gymnasium bewerben und kein Abitur machen. Und das Abitur, mit einem danach verbundenen Informatiker-Studium o.ä., ist sein Traum.

Ich finde es ein grob fahrlässiges Verhalten der Regierung, das mittlerweile 2 Jahrgänge Schule, den Kindern fehlen. Das ist inakzeptabel, vor allem bei Grundschülern, aber auch bei allen anderen Kindern.

Corona zwingt uns alle, unser Leben umzustellen

Eigentlich ist in Deutschland Homeschooling per Gesetz verboten, es herrscht Schulpflicht. Das gemeinsame Lernen in der Schule soll soziale Kompetenzen fördern, der Umgang mit Andersdenkenden eine Grundlage für die Demokratie bilden und Kinder sich auf diese Weise frei zu eigenständigen Persönlichkeiten entwickeln können.

Doch durch Schulschließungen aufgrund des Coronavirus mussten Eltern, Lehrer und Kinder plötzlich umdenken. Die meisten Schulen waren für so einen Fall absolut nicht gerüstet und sind es heute, fast ein Jahr nach der ersten Schulschließung, immer noch nicht.

In Bayern, wo Schülern die Online-Lernplattform „Mebis“ zur Verfügung steht, legte ein Hackerangriff das System schon an Tag eins lahm. Schnell wurde klar: Es fehlt für einen solchen Fall nicht nur der Masterplan, sondern vielerorts auch die digitale Ausstattung.

Es gibt keine Verpflichtung der Schulen, neue Unterrichtsformen zu praktizieren. Jede Schule macht, was sie will und kann. Die Kultusminister lassen die Situation bisher einfach laufen.

Ich selber bin mit der Schule meines Sohnes relativ zufrieden. Schon vor der Schließung hat die Schule bei den Kindern abgefragt, wer zuhause über Computer, Tablets und WLAN verfügt. Wer nichts hatte, wurde ausgestattet. Ab der 7ten Klasse arbeiten die Kids mit eigenen, elternfinanzierten iPads über eine Schul-Cloud. Der Unterricht findet in einer Videokonferenz statt, bei dem der Lehrer an der Tafel o.ä. steht und die Schüler zugeschaltet sind. Aber es hinkt und hakt immer noch an vielen Stellen, wenn es um Digitalunterricht geht und er überzeugt nicht gerade durch Stabilität. Eine große Herausforderung für den Bildungsserver ist, dass es zu einem Zeitpunkt X ganz viele Zugriffe gibt.

Facetime und Co. ersetzt keinen Körperkontakt. Kinder brauchen Nähe!

Mein Sohn, der über hohe digitale Kompetenz verfügt, besucht leider erst die 6te Klasse. Für ihn findet eine Videokonferenz nur gelegentlich statt. Momentan 1 Unterrichtsstunde am Tag. Aber die Lehrer sind sehr bemüht, Aufgaben zu stellen, die von den Kindern selbstständig und ohne Hilfe der Eltern erledigt werden können. Aber langsam wird es trotzdem bleiern. Bilder und Stimmen aus kleinen Geräten sind auf Dauer nur ein fader Ersatz für das richtige Leben.

Bei mir als Elternteil sind es eigentlich nur banale Probleme, wie ein derzeit defekter Computer, eine leere Patrone im Laserdrucker oder ein gelegentlich unmotiviertes Kind, die mich zur Weißglut bringen beim Homeschooling. Zum Glück habe ich daheim Alternativen, sodass mein Sohn an meinem Surface weiter arbeiten kann. Uneingeschränkte Power wo und wann er will für ihn. Mama geht derweil einkaufen oder mit dem Hund Gassi. Danach kann ich mich weiter dem Homeoffice widmen, damit wenigstens noch die Miete, die CO2 Umlage und die Steuern bezahlt werden können. Die unterforderten Kids sitzen dann wieder vor Netflix, schauen sich am Handy TikToks an oder spielen per Playstation virtuell mit ihren Freunden. Keiner spricht darüber, wie das Virus das Aufwachsen unserer Kinder in Zeiten von Kontaktverbot und Ausgangssprerre verändert hat und wie konkrete Hilfen gegen die Einsamkeit aussehen könnten. Was tut man als Alleinerziehende berufstätige, gegen den Corona-Koller bei seinem Kind?

Der Kindergeburtstag muss ausfallen!

Zum Geburtstag bekommt er jetzt erst mal ein hochwertiges High-End Headset für anspruchsvolle Audio-Fans geschenkt. Das teure Teil vereint eine qualitativ hochwertige Ausstattung, das selbst nach längeren Gamingsessions Videokonferenzen noch bequem sitzt. Dank der Funkverbindung stören zudem auch keine Kabel, wie bei meinem alten Headset. Im Moment wird ohnehin erwartet, dass Familien eine komplette Büroausstattung zuhause haben.

Das Stichwort „Geburtstag“ betrübt mich. Alle Pläne, die ich für seinen Geburtstag Anfang Februar geschmiedet hatte, enden nun mit einem geschlossenen Restaurant, geschlossenen Geschäften oder mit der Empfehlung des Landratsamtes, den 15 Km Radius nicht zu verlassen. Unsere Bundeskanzlerin hat zu sozialer Distanz, auch im familiären Umfeld aufgerufen. Freunde und Familie können nicht zu seinem Geburtstag kommen, wegen des verfügten Kontaktverbots. Keine Give-Aways und Partyspiele dieses Jahr, der Kindergeburtstag fällt aus. Im Moment sind Kindergeburtstage Illegal und könnten einen größeren Polizeieinsatz auslösen sowie eine saftige Strafe nach sich ziehen. Social Distancing, wegen Corona.

Die Trauer holt mich ein, weil die Corona-Krise gerade die Welt aus den Angeln hebt, aber auch viele Menschen gerade an dem Virus sterben. Weil viele Menschen gerade sehr viel verlieren und weil wir in einer Zeit der Umbrüche gefangen sind und nicht wissen, wie diese Geschichte ausgehen wird. Und von den kleinsten der Gesellschaft wird verlangt, das alles verstehen zu müssen!!!!!

Den Kindern fehlt der Kontakt zu ihren Mitschülern und sie wollen jetzt in diesem Alter, von Natur aus, etwas Neues lernen, aber können bzw. dürfen nicht. Und ja, ich gebe es zu, ich habe große Angst, dass die Kinder etwas verpassen, weil ich das Lernen zu Hause nicht sehr effektiv finde.

Wir Eltern sollen während der temporären Schulschließungen keinen Druck aufbauen. Dieser Punkt fällt mir sehr schwer, da ich selber ein ehrgeiziger Mensch bin und mir sehr viel am weiterkommen meines Sohnes liegt. Meine aktuelle Aufgabe lautet: Dem Kind eine ruhige und sichere Umgebung fürs Lernen bereitstellen, ihn motivieren und an Pausen erinnern. Zähneknirschend habe ich zugestimmt, das mein Sohn ab nächster Woche allein in meinem Büro arbeiten darf. Ich hoffe, das funktioniert, da ich festgestellt habe, es ist besser, die Sprösslinge im Auge zu behalten. Wenn sich seine Lippen schon zu den Worten „Keine Ahnung“ formen, wenn es um schulische Belange geht, stellen sich bei mir die Nackenhaare auf.

Neulich habe ich einen Satz gelesen: „Es geht jetzt nicht darum, irgendwelche Inhalte durchzuprügeln, sondern die Kinder zu Hause sinnvoll zu beschäftigen.“ Ist das wirklich ihr Ernst? Ich hoffe, das in 4 Jahren, wenn die Abschlussprüfung ansteht, diese hoffentlich auch nur aus sinnvollen Beschäftigungsaufgaben besteht, wie uns im Jahr 2020/2021, während der Corona Pandemie, angeraten wurde.

Für Lehrer, Eltern und Schüler ist die Situation eine Herausforderung. Eine, die noch lange anhalten könnte. Angesichts der hohen Infektionszahlen in Deutschland könnten die Schulen die nächste Zeit weiterhin geschlossen bleiben. Da drängt sich mir die Frage auf: “Wenn die Zahlen bis Februar nicht runter gehen, kann es ja wohl kaum an den Schulen liegen?” Die Kinder in der Notbetreuung haben Glück, alle anderen das Nachsehen, schulisch und psychisch. Und die 10 Tage extra Urlaub durch Kinderkrankentage sind ein Hohn für alle berufstätigen Eltern. Schon jetzt ist ein Großteil aller Eltern mit schulpflichtigen Kindern davon überzeugt, dass die Einführung von Distanz-Unterricht in der Corona-Pandemie zu Lernrückständen bei ihren Kindern geführt hätte. Alle Schüler sind betroffen, es ist also für alle ungünstig. Aber es sind nicht alle gleich betroffen.

Es ist in Ordnung, das Gewicht der Zeit zu spüren. Die Anfangseuphorie ist weg, wir brauchen einen langen Atem. Ja, wir schaffen das, aber ich als Mutter spüre, wie schwer es für die Kinder ist. Vielleicht sehen wir nach der Krise klarer, wie wichtig die persönlichen Beziehungen von Lehrerinnen und Lehrern zu ihren Schülern sind. Dass Lernen gut in der Gemeinschaft funktioniert. Und das Digitalisierung eine feine und notwendige Sache ist, dass sie aber niemals einen gut ausgebildeten Lehrer ersetzen kann. Wir müssen dringend nicht nur allen Krankenschwestern, Pflegern und Ärztinnen Beifall klatschen und Hochachtung zollen, sondern auch allen Lehrerinnen und Erziehern. Was für ein Job.

Bildquelle: Karte mit aktuellen Zahlen: Coronavirus-Ausbreitung in Deutschland

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